Erinnerung – Mahnung – mutige Schritte

Starkes Plädoyer für Menschlichkeit und Frieden am Volkstrauertag

 

17.11.2019


„Dieser Tag ist Erinnerung, Mahnung, aber auch Anlass, mutige Schritte zu gehen“. Mit diesem Satz plädierte Hünfelds Stadtpfarrer Peter Borta anlässlich der Gedenkfeier des Volkstrauertages Am Anger für mehr Engagement gegen Krieg und vor allem gegen seine verheerenden Folgen mit Flucht und Vertreibung.

Mit beeindruckenden Worten ging Borta der Frage nach „Trauern Sie heute? Trauert ein Volk ...?“ Es gelte nicht nur die Vergangenheit zu betrauern, die auch Schicksale in seiner Familiengeschichte im Ersten und Zweiten Weltkrieg beträfe. „Aber das reicht nicht - denn in der Gegenwart ist so unendlich viel zu betrauern.“ Dazu gehörten die aktuellen Kriege wie in Syrien, Südsudan oder Mali, aber auch die Drogenkriege wie in Mexiko. Insbesondere „trauere ich um die ertrunkenen Flüchtlinge im Mittelmeer“, so Borta weiter.

„Und wir? Im Wohlstand mitten im sicheren, wohlhabenden Europa? Um was trauern wir?“ Bortas Antwort war deutlich mit seiner Trauer um ein „Europa, das seinen Wohlstand mit Stacheldraht und Waffen absichern will“. Aber auch die abgelehnte Rettung in Seenot geratener Flüchtlinge, die Negation wirtschaftlicher Not wie Hunger als Asylgrund, eine massive Unterstützung von Unrechtsstaaten, das Zurückweisen von Flüchtlingen aus Wahlkampftaktik, zunehmende Fremdenfeindlichkeit sowie wachsender Antisemitismus, Egoismus und soziale Kälte seien zutiefst zu betrauern.

Doch der Blick müsse nach vorne gerichtet werden, um „nicht bei der Trauer und beim Klagen stehenzubleiben“. Borta plädierte vielmehr für ein stärkeres Engagement bei Pax Christi, die konsequente Unterstützung des fairen Handels, ein mutiges Auftreten gegen Stammtischparolen, die freundliche Begegnung mit Ausländern sowie mehr Spendenbereitschaft und Nachhaltigkeit. Vor allem aber erkenne man Borta zufolge das „christliche Abendland“ an dem gelebten Grundsatz „wirklich biblisch-christlich zu handeln und zu denken“.

Das Ziel solle neben Erinnerung und Mahnung ein mutiges Voranschreiten sein gemäß Jesaja 2, demzufolge Schwerter Pflugscharen und Lanzen zu Winzermessern werden, um „im Licht des Herrn“ zu gehen.

Nach der Ansprache Bortas legten Hünfelds Bürgermeister Stefan Schwenk, Stadtverordnetenvorsteher Berthold Quell, Polizeidirektor Werner Friedrich (Bundespolizei), Michael Mohr (JVA Hünfeld) und Ewald Simon (VdK) Blumengebinde Am Anger nieder. Musikalisch umrahmt wurde das Gedenken von der Stadtkapelle Hünfeld unter der Leitung von Christina Moormann.

Text: Bernd Müller-Strauß

Fotos: Bernd Müller-Strauß

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